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Kennenlern-Präsent

Zyklen der nördlichen Hemisphäre

Vor ein paar Tagen hatte ich ein interessantes Gespräch. Auf der Südhalbkugel lebende Bekannte meines Mannes waren zu Besuch. Das Thema kam auf Jahreskreisfeste und Weiblichkeit.

Die Zyklen der Natur, die jahreszeitlichen Qualitäten, die sich auch in den Mondphasen und damit im Zyklus der Frau wiederfinden. Die Jahresringe in Bäumen, an denen man ihr Alter erkennen kann… Alles scheint rund zu werden. Die „Rückkehr des Lichts“ zur Wintersonnenwende, die Morgendämmerung, die österliche Eisprungzeit, Wachstum und Reifung des Samens bis zur fertigen Frucht, die geerntet/geboren wird. Oder die Idee, die unbefruchtet ihr jähes Ende in der Menstruation nimmt. Tod und Rückzug in die Tiefe/tiefe Stille, Sammlung… Es macht alles Sinn, passt zusammen. Weibliche Säugetiere auf der ganzen Welt funktionieren nach dem Mondzyklus.

Und dann kam die Idee von den Tropen. Wie ist das dort, wo es keine Jahreszeiten gibt, wo Bäume durch das tageszeitliche Klima keine Jahresringe entwickeln? Wie vergleichsweise schwierig, ist da der Zugang zur oben beschriebenen Weisheit? Wie kann ich markante Punkte im Leben an dem erkennen, was um mich herum geschieht? Ein völlig anderes Verständnis, ein anderer Bezug zum Leben. Gut, die markanten Punkte der Sonne, hat man – außer direkt am Äquator – trotzdem, wenn auch unmerklicher als bei uns. Und ja, der Zyklus ist auch alltäglich zu finden. Allerdings sind Feste und Rituale völlig anders geartet, da man ja die Mittagszeit nicht jeden Tag so feiert, wie wir hier die Sommersonnenwende.

Da öffnet sich wieder ein weites Feld. Man könnte die Einflüsse auf kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen betrachten und sich fragen, wie z.B. Entwicklungshilfe Sinn machen soll, wenn man die Menschen vielleicht in Afrika doch selten aus derartigen Aspekten heraus erkennt.

Für mich stellte sich die Frage, ob denn der Denkansatz, das Dasein über die Jahreskreisfeste zu verstehen wirklich so vollumfänglich Sinn macht oder ob es wieder nur eine Teilbetrachtung ist. Ich stellte – kurz – die Basis meiner Weiblichen Heil(k)reise in Frage. Aber im Ergebnis steht für mich fest: Wir hier in den mittleren Breiten der nördlichen Halbkugel haben genau darin unsere Wurzeln. Es mag die Wahrheit nicht global umfassen, aber es trägt uns hier umso stärker, als dass unsere Ahnen bereits tragfähige Fundamente gelegt haben, die wir nutzen dürfen. Auch wenn unsere Elterngeneration davon sehr weit entfernt war, haben wir doch die Möglichkeit, hierin Halt und Kraft zu finden. Feinstofflich ist hier ein unermesslicher Schatz zu finden, den es lohnt, wieder zurück in die Materie zu bringen.