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Mein Garten – Teil 3

willkommen zurück in meinem Garten – ein Jahr später.

Die obligatorische Schlange (diesmal ne Kreuzotter, die sind giftig) wurde schon durch unseren Kater versorgt, der sich seit bald einem Jahr bei uns heimisch fühlt.

Die Beete (inzwischen drei) liegen da und harren der Bepflanzung. Den milden Winter haben einige Spinatpflanzen überstanden, die den heißen Sommer absolut nicht vertrugen. Ich könnte also jetzt im April Spinat ernten. Ist das normal? Die letzte Rosenkohlpflanze blüht inzwischen und die ausgefallenen Möhrensamen vom letzten Jahr haben sich zu einer Art rundem Möhrenbeet gewandelt. Ich war auch schon fleißig mit den Tomatenpflanzen und hochmotiviert hatte ich Kürbisse und Melonen vorgezogen. Zum günstigen Mondstand hatte ich sie in den Garten gesetzt. Nach zwei Apriltagen waren sie verbrannt… Soviel zum Stand was das Gemüse betrifft.

Ich muss gestehen, dass der Garten mir in diesem Jahr eher ambivalente Gefühlslagen beschert. Einerseits wunderbar toll, alles blüht im Moment. Der artenreiche Magerrasen hat schon zu Begeisterungsstürmen ob seiner Vielfalt geführt. Ich hab sogar eine „grüne Suppe“ gekocht und den Kindern erklärt, dass wir Dorfkinder früher die Blüten der Taubnesseln und die Blätter des Sauerampfers genascht haben… Jedes Mal, wenn ich dachte: „DAS Kraut hab ich leider nicht im Garten.“ dauerte es ca. 3 Tage und ich fand es doch irgendwo. (Fällt das unter Materialisierung?) Und jedes Mal, wenn jemand quer durch die Wiese rennt erinnere ich mich an die Intro-Textzeile aus dem DDR-Kinderprogramm von der Raupe und dem Kaktus: „… Ingo tritt mich platt, der Süße – hat so furchtbar große Füße…“ Ich würde gerne das ganze Gras stehen lassen, um den Insekten und Elfen ihren Spielraum zu geben. Es brummelt so schön und ist wie ein beruhigendes Mobile, wenn man auf einen Punkt in der grünen Pracht schaut. Alles zappelt und wackelt und lebt!

Die Nachbarn setzen eher auf den wöchentlichen 3-Zentimeter-Schnitt. Ordnung muss schließlich sein. Da hatte ich mal in einem Roman gelesen, dass die Frau „ihren Garten der Natur abgerungen“ hatte. Geht es darum? Ich gegen die Natur, weil ich den Platz für mich beanspruche? Ich würde doch gerne ein friedliches Miteinander leben. Jedem, was er braucht. Damit komme ich zu „andererseits“…

Bei Schlangen hört´s auf! Da bestehe ich auf das „abgerungen“ haben! Da darf – MUSS! – von jetzt auf gleich gemäht werden! Ich bin nicht bereit mit Schlangen zu teilen! Da bin ich sehr bereit, den Fokus zu verschieben! Ich will meinen Frieden und zu dem gehört definitiv auch Vielfalt. ABER: Zu meinem Frieden tragen Schlangen absolut nicht bei und da muss ich Prioritäten setzen. Ich hab ja – nebenbei erwähnt – auch de Verantwortung für meine Kinder. Und wenn die zufällig über Giftschlangen stolpern, kann ich leider die Vielfalt für die Elfen nicht gewährleisten. Da ist Blut dicker als feinstoffliche Energien. (Wasser ist ja eh schon wieder knapp.) Sorry.

Die Erkenntnis: Ich wäre gerne besser, als ich bin. Was in guten Zeiten leicht ist, ist in schlechten Zeiten nicht unbedingt tragfähig. Ich bin nicht so konsequent naturschützend, wie ich es gut heiße. Wenn´s hart auf hart kommt, gilt das Recht des Stärkeren. Und das nicht nur im Garten. Wenn ich mich angegriffen und/oder bedroht fühle, switche ich problemlos von der geistigen wir-sind-alle-eins-und-lassen-uns-friedlich-leben-Ebene auf die Reptilienhirn-Ebene, auf der sehr pragmatisch und unreflektiert Dinge getan werden! Da wird Revier verteidigt! Da agiere ich aus der Angst.

Und: Mit der Erkenntnis und allen damit einhergehenden und widerstreitenden Gefühlen muss ich leben. Widerstreit gibt´s auch zwischen meinen Glaubensstrukturen. Die werden schmerzlich sichtbar und lassen sich kaum wegdrängen: Ich bin nicht besser als andere, auch wenn ich es gerne wäre!

Da fällt mir grade eine Analogie ein: Wenn Maskenträger heutzutage feindselig auf die Maskenverweigerer reagieren… Wenn all die bislang menschenlieben Kirchgänger ihren unmaskierten Mitmenschen mit entsetztem Blick beinahe schon Völkermord vorwerfen… Dann ist das doch nichts anderes, als mein Switch vom Feenfreund zum Schlangenfeind… Eine Angstreaktion. (Dazu muss ich mir nochmal gesondert Gedanken machen…)

Aber im Endeffekt sind wir dann beruhigenderweise doch wieder alle gleich. Oooommmm… 😉

Alles Liebe für euch!