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Hochbegabung als Bodyguard

Anschließend an meinen Beitrag vom 5. Januar 2024 möchte ich das Opfer-Thema etwas genauer betrachten. Ich schreibe hier über meine eigenen Erkenntnisse als späterkannte Hochbegabte (mit 32) und zuvor schon ebenfalls späterkannte Hochsensible (mit 29). Auf meinem Weg war erstmal noch nicht so viel Literatur zur Hochsensibilität da (deutsche Bücher gab´s erst seit 3 Jahren), aber ich muss sagen, dass die ersten Bücher die gehaltvollsten waren. Und zum Thema Hochbegabung hab ich lange, lange nichts gefunden, was mich wirklich abgeholt hat. Das erste war „Kluge Mädchen“ von Katharina Fietze. Und nun, Jahre später, hat mir „Zu intelligent, um glücklich zu sein?“ von Jeanne Siaud-Facchin nochmal sehr viele Selbsterkenntnis- Türen geöffnet.

Aktuell befinde ich mich in einem Prozess der Aufarbeitung. Bereits im Herbst kam Gabor Maté in mein Gewahrsein. Sein Film und ein dazugehöriger Workshop haben viel geöffnet, auch wenn ich damals noch keine greifbaren Bezüge zu mir herstellen konnte. Vor wenigen Tagen schrieb mir eine Teilnehmerin der HSP-Treffen ein paar ausführlichere Zeilen und erwähnte darin in Klammern, welche YouTuberinnen sie seit unserem Treffen begleiten. – Da war mein Angebot 2021 Türöffner für sie und sie ist nun Türöffner für mich. 🙂 – Jedenfalls wurde darin Verena König erwähnt und auch die anderen schaute ich mir an. Aber Verena König ist Traumatherapeutin. Gleich am nächsten Tag spielte mir das Schicksal noch das erste Buch von ihr in die Hände. So ist das eben. Was dran ist, ist dran. 😉

Seither gehen jeden Tag neue Lämpchen an und finden sich neue Bezüge. Ich muss gestehen, dass ich meine Hochbegabung länger als Übel betrachtet habe, das mir den Weg in ein „normales“ Leben verstellt und ich damit immer „zu“ irgendwas bin: Zu altklug, zu besserwisserisch, zu neunmalklug, zu verkopft, zu anstrengend eben… In mehreren Aufstellungen hatte ich versucht, mich der Hochbegabung zu nähern und sie tat nie dergleichen. Es war immer ein mehr oder weniger emotionsloses „Was willst Du denn von mir?!“ Damit kam ich nicht weiter.

Es dauerte noch ein bisschen, bis mir klar wurde, dass Hochbegabung ja der Verstand ist! Emotionslosigkeit ist also absolut passend. Also kann der Verstand ja auch nicht der Grund sein, warum hier irgendwas insgesamt nicht stimmig ist. Die Antwort fand ich indirekt bei Verena König und dem sogenannten „anscheinend normalen Persönlichkeitsanteil“. Das ist vor dem Hintergrund der Parts-Work so zu erklären: Aus welchem Grund auch immer stellte sich das Trauma ein, als die Sensibilität mit irgendwas überfordert war. Sie wurde folglich – ich sag mal – in Sicherheitsverwahrung genommen. Will heißen: Zu ihrer eigenen Sicherheit und um mein Überleben zu sichern, wurde sie weggesperrt. Klingt dramatischer als es sich wohl im Alltag dargestellt hat. Jedenfalls ist die Hochsensibilität der Part, der kaum im Alltag mit zwei Kindern, Job und Kreditvertrag zum Zuge kommt. Die Hochbegabung ist hingegen der Teil, der hier alles nach Kräften am Laufen hält. Sie kompensiert die verletzten Gefühle, die traumatischen Erlebnisse und das Gefühl, in dieser Gesellschaft nicht lebensfähig zu sein. Ich bin ja offensichtlich lebensfähig. Ich bin „nur“ nicht ich selbst. Ich funktioniere mich durch all die Anforderungen von außen.

Um´s zu verdeutlichen: Jemandem, dem nicht die Hochbegabung zur Seite gestanden und der ansonsten ein ähnliches Leben wie ich gehabt hätte, wären wahrscheinlich Klinikaufenthalte, Hartz IV oder irgendeine Sucht beschert worden. Bei mir ging all das „nur“ zu Lasten meiner Einfühlsamkeit und Selbstverwirklichung. Es hätte also schlimmer kommen können.

Die Herausforderung besteht nun darin, das Opferdasein, das eine großartige Überlebensstrategie war, dankend loszulassen und meine wunderbaren Anteile wieder in die Wirksamkeit, also in die Handlungsebene zu bringen. Völlig angstfrei und febensfroh.

So, diese Betrachtung habe ich mit Dir gerne geteilt, weil ich sie so noch nie in einem Buch oder Blogbeitrag gefunden habe. Vielleicht hilft sie Dir, auch Dein Selbstbild neu zu sortieren. Falls Du dabei Unterstützung oder einen Feldhalter brauchst, bin ich nur eine E-Mail oder ein Telegram weit entfernt.

Liebe Grüße an Dich
Yvonne